Muss die Allee überhaupt saniert werden und warum braucht es die Radwege? Diese und weitere Fragen wollen wir euch hier beantworten. Die öffentlichen Unterlagen findet ihr hier https://rim.ekom21.de/fritzlar/recherche, indem ihr über die Recherche Funktion nach dem Stichwort Allee sucht.
Die Allee muss erneuert werden. Laut der Stadtverwaltung ist der Kanal darunter marode und dringend sanierungsbedürftig. Außerdem sind seitens der kommunalen Versorger EWF und Gruppenwasserwerk Arbeiten im Bereich der Allee geplant und erforderlich. Dass auch die Fahrbahndecke ziemlich am Ende ist und die Stadt sich am Hessentag gut präsentieren möchte, ist ein weiterer Aspekt. Grundsätzlich wird der Takt für kommunale Straßenerneuerungen in der Regel durch den Zustand der Kanäle im Untergrund vorgegeben.
Grundsätzlich ist jede Sanierung auch Chance das Bestehende zu überdenken. Die Sanierung der Allee bietet folgende Chancen:
- Die Allee wird zur echten Allee durch Pflanzung von ca. 20 großkronigen, standortgerechten und möglichst klimawandelverträglichen Stadtbäumen.
- Die Allee bekommt beidseitig Fahrradwege, als Kernstück für ein gesamtstädtisches Fahrradwege-Netz.
- Die Überquerungsmöglichkeit für Fußgehende wird verbessert.
- Die Kreuzungssituation Allee / Geismarstraße wird für alle Verkehrsteilnehmende verbessert.
- Die Stellplätze werden, nach aktuellem Standard 2,80m breit und somit besser nutzbar für bewegungseingeschränkte Personen oder für Eltern, die ihre Kleinkinder in die Kindersitze setzen müssen, etc.
- Die Geschwindigkeit wird durch Tempo 30 und die Anordnung der Parkplätze deutlich reduziert und damit die Sicherheit für alle erhöht.
- Die Kombination mit dem Hessentag ermöglicht, das Projekt mit ca. 1,4 Mio. € zu fördern und städtische Mittel zu sparen. Es werden 80% der förderfähigen Kosten durch das Land übernommen
Die Fördermittel von über 1,4 Mio. € fließen in die gesamte Allee Sanierung und nur zum geringen Teil in die Radwege. Die Landesförderung wird jedoch nur gewährt, wenn die Planungen den Radverkehr berücksichtigen. Das betrifft nicht nur Fritzlar, sondern alle Städte und ist Teil der Förderstrategie des Landes Hessen zum Ausbau der Fahrradinfrastruktur. Oder anders gesagt: Ohne Berücksichtigung von Fahrradinfrastruktur wird kommunaler Straßenbau in Hessen nicht mehr gefördert.
Der Radweg ist zum großen Teil am Rand des Alleeparks geplant. Er verläuft teilweise genau dort wo heute schon der Bürgersteig verläuft. Erst am Anschlusspunkt zum Kreisverkehr wird der Radweg vom Rand in die vorhandene Grünfläche geschwenkt, um einen verkehrssicheren Anschluss zu gewährleisten. Der jetzige Straßenraum reicht nicht aus, um allen Planungszielen gerecht zu werden: Gehwege mit Überwegen, Barrierefreiheit, Stellplätze, sichere Fahrradwege und nicht zuletzt der Wunsch, die Allee wieder zu einer echten Allee mit großkronigen Bäumen auf beiden Seiten zu gestalten. Das Büro hat viele Varianten entwickelt und letztlich belegt, dass die aktuelle Planung nahezu allen Zielen gerecht wird.
Auf Antrag der Koalition wurde schon in 2021 der Ausbau des Fritzlarer Radwegnetzes auf der Grundlage des ADFC-Radverkehrs-Konzept beschlossen. Das geht leider nicht sofort, sondern ist ein Projekt über viele Jahre. Aber immer dann, wenn eine Straße saniert wird, ist es wichtig auf der Grundlage des Konzeptes Radwege vorzusehen, so dass am Ende ein komplettes Netz entsteht. Gerade der Radverkehr in der Allee ist ein wichtiges Kernstück des gesamten zukünftigen Radverkehrs. Das betont auch der Nahmobilitätscheck von 2021, den die Stadt in Auftrag gab.
Durch den Beschluss der Koalition zur Umplanung des ursprünglichen Entwurfes musste ein großer Teil der Bäume nicht gefällt werden, die nach ursprünglicher Planung durch die Verwaltung und den Bürgermeister gefällt worden wären. Mit Bäumen sind immer die großen Stadtbäume vor allem im Allee-Park gemeint. Die kleinen Zierbäume, die heute entlang der Allee stehen und zum Teil, schon auf Grund der viel zu kleinen Pflanzscheiben und der Trockenheit der letzten Jahre krank und teilweise abgestorben sind, werden entfernt und durch neue großkronige Alleebäume in ausreichenden großen Pflanzscheiben ersetzt.
Außerdem wurden einige wenige direkt an der Allee im Bereich der Kreuzung Geismarstr. stehenden Kastanien entfernt. Diese Kastanien sind bereits krank und mussten teilweise schon aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht gefällt werden. Ein Problem, dass zur Zeit bundesweit viele Städte haben. Sowohl die Miniermotte, aber auch das Bakterium Pseudomonas setzen der Kastanie vielerorts zu. Einer oder beide dieser Schädlinge ist auch in Fritzlar die Ursache dafür ist, dass schon ab Anfang Juni viele Blätter der Kastanien braun werden und Teile des Baumes ganz absterben. Im Gegenzug sieht die Planung die Pflanzung von mind. 20 großkronigen, Klimawandel resistenten Alleebäumen vor.
Der Freiraum einer Stadt ist endlich. Eine Neuplanung bietet immer auch Anlass über die Verteilung der kostbaren Ressource Stadtraum nachzudenken. Dabei wird schnell klar, wenn der Park in seiner Flächengröße erhalten werden soll und die anderen Planungsziele auch berücksichtigt werden, benötigt dies Flächen. Da in Fritzlar, wie in vielen Städten, ca. 90 % des Straßenraums dem KFZ-Verkehr gewidmet ist, geht eine Neuverteilung in der Regel zu Lasten des Autoverkehrs. So entfallen für breitere Parkplätze, für die Alleebäume, die zusätzliche Fußgängerquerung und für die geänderte Verkehrsführung inkl. Radwege ca. 15 Stellplätze. Die Alleeplanung ist aber auch im Zusammenhang mit dem neue große Parkplatz am hohlen Graben mit 120 neuen Parkplätzen zu sehen. Dieser wird vor allem durch die Beschäftigten genutzt, so dass andere Parkplätze, wie z. B. hinter der Stadthalle, entlastet und Kund*innen sowie Tourist*innen zur Verfügung stehen.
Auch hier bietet die Erneuerung der Allee die Chance, heutige Erkenntnisse der Verkehrsplanung in den Entwurf einfließen zu lassen. Kreisel bieten bei verbesserten Verkehrsfluss ein deutlich reduziertes Unfallrisiko, als bei einer üblichen Kreuzung. Gleichzeitig bietet der Kreisel die Möglichkeit den Radverkehr sicherer zu integrieren. Der jetzt vorgesehene sogenannte „Minikreisel“ reduziert die Geschwindigkeit und erhöht somit die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden.
Nach den Beschlüssen durch die Stadtverordenetenversammlung und Erteilung des Förderbescheides durch das Land, geht die Planung in die nächste Phase und die Ausführungs- und Detailplanung für Straße und den Kanal mit der exakten Trassenplanung wird erstellt. Für eine optimierte Planung werden die Bäum vorher genau vermessen. Dann werden die Straßenbau- und Landschaftsbauarbeiten ausgeschrieben und vergeben. Danach können die Arbeiten beginnen. Ziel ist die Fertigstellung vor Beginn des Hessentages.
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